.... ist eine kleine Geschichte über ein ‚Wägele’ das wir zweckentfremdet haben und welches nun über viele Jahre
hinweg immer wieder zum unverzichtbaren Begleiter für uns wurde, da wir immer und überall zusammen unterwegs sein
wollen. Hierin finden Welpen sowie nicht mehr ganz so
gehfähige Teckelchen ein Plätzchen – und zurzeit darf
Bandit damit unterwegs sein und seinen lahmen Vorderlauf auskurieren.
Vor langer Zeit waren wir mit unserer Bande wieder einmal im Allgäu unterwegs.
Wir merkten, dass die kleine Yessi einfach nicht mehr fit genug für
unsere längeren Ausflüge war. Bis dahin hatte Uwe die kleine Maus immer
wieder getragen, was zunehmend mühsam wurde und für beide gleichermaßen
unbequem war. So musste eine andere ‚Transportmöglichkeit’ für die kleine Seniorin her.
An einem recht warmen Tag kamen wir gerade von einer Wanderung zurück
und hatten Yessi wieder über einen sonnigen und steilen Aufstieg tragen müssen,
als wir beschlossen,
für Yessi einen gebrauchten Kinderwagen zu kaufen.
Erfreulicher Weise kamen wir bei
unserer Rückfahrt in Pfronten an einem
Second-Hand Kinderausstatter vorbei und sahen dort mehrere recht passabel
aussehende Wägen vor dem Geschäft positioniert, die auf ihre neue Aufgaben
warteten. Froh gelaunt betraten wir das Geschäft, in dem sich außer der Verkäuferin
auch andere Kunden in
Form einer Mutter mit ihrer etwa 6 jährigen Tochter aufhielten.
Wir begannen, die ausgestellten
Kinderwägen im und vor dem Geschäft zu
begutachten und auf ihre ‚Gelände- und Transporttauglichkeit‘ für unseren
speziellen Fahrgast
zu prüfen.
Die außergewöhnliche
Inaugenscheinnahme schien die Aufmerksamkeit
des kleinen Mädchens zu wecken, das uns immer neugieriger zuhörte und
bei unserem Tun
interessiert beobachtete. Wir hatten uns bereits für ein
bestimmtes Modell entschieden und uns mit diesem im Bereich der Kasse des Ladens positioniert.
Schließlich konnte sich die
Kleine nicht mehr länger beherrschen und
fragte uns, wie denn
das Kind heiße, für den der Wagen bestimmt sei.
„Yessika“ antwortete ich amüsiert und
schmunzelte vor mich hin. Gleich würde
die nächste Frage
kommen, dessen war ich mir sicher.
„Und wie alt ist denn die
„Yessika“? legte der Zwerg sogleich
nach.
„Die Yessi“
‚ - so erzählte ich
ihr und wog ein wenig mit dem Kopf hin und her,
als ob ich lange
überlegen müsste - „die Yessi ist jetzt 11 ½ Jahre alt.“
Die Kleine riss die Augen auf und
starrte mich mit einem ungläubigen
Gesichtsausdruck an. „Nein 11 Jahre - und dann fährt die noch im Kinderwagen?“
rief sie uns nun ungläubig entgegen. „Ja - ist denn die Yessika krank?“ wollte
sie deshalb wissen. Die Mutter und die Frau an der Kasse hatten unsere kleine
Unterhaltung mit belauscht – und die Mutter zischte nun ihrer Tochter entgegen,
dass sie nicht so
vorlaut und neugierig sein sollte.
„Nein - nein - ist doch in
Ordnung“ entgegnete Uwe den Damen und
klärte die Kleine mittlerweile auf, dass unsere Yessi gar kein Kind – sondern ein kleiner Hund sei.
Das Mädchen riss die Augen noch weiter auf und nun passierte etwas völlig unvorhergesehenes. Die Frau hinter der Kasse stand von ihrem Stuhl auf und
stürmte hinter der Ladentheke hervor. „Naaah“, schrie sie im schönsten
allgäu-bayrisch.
„Naah, der scheeane Waga für en Hoond!“
Und schon griff sie nach unserem
‚Transport-Traum’.
Was wir mangels Fachkenntnisse
nicht wussten, wir hatten uns da einen
wunderbaren Markenwagen heraus gesucht, der im Neupreis schier gar unerschwinglich
war und in diesem
Geschäft mit Sicherheit ein sehr begehrtes Objekt darstellte.
Wir waren aber auch nicht bereit,
unser Wunschobjekt wieder preis zu geben.
Letztlich kassierte die
Verkäuferin dann widerwillig unser Geld, nachdem sie uns
unwillig den Wagen überlassen hatte und unwirsch mitteilte, dass man
‚nur’ mit Bargeld zahlen könne. Uwe musste extra kurz noch zur Bank rüber eilen,
ich selbst blieb vorsorglich im Laden bei dem Wagen, den ich nicht mehr los ließ,
denn die Verkäuferin hätte bestimmt in unserer Abwesenheit den Wagen einer
anderen Kundin
zugesprochen – und wenn sie selbst diese Kundin gewesen wäre…….
Das kleine Mädchen hingegen
strahlte übers ganze Gesicht und wollte unbedingt
den kleinen Passagier kennen lernen, woraufhin wir ihr unsere Freunde
im Autoheck vorstellten.
Bereits am nächsten Tag unternahmen wir dann einen großen Ausflug auf
den Hahnenkamm, um das Gefährt auch standesgemäß einzuweihen.
Nachdem wir in der Gondel der Seilbahn schon große Aufmerksamkeit erregten,
konnten sich die Wirtsleute der Almhütte ‚Lechaschauer Alm’ gar nicht mehr einkriegen,
so sehr freuten sie sich über unsere Yessi in dem Kinderwagen und unsere Hunde.
„Mei – sand des scheane Hond und ihr seid wahre Tierfreind – nah so ebbes Liabs.“
Die Wirtin verschwand schnell in der Küche, holte ihren Mann Thomas herbei und
tauchte gleich darauf mit zwei Stamperl Schnaps wieder auf, zu denen sie uns einlud.
Wir unterhielten uns vortrefflich und machten uns in heiterer Stimmung auf
den Weiterweg und dann an den Abstieg.
Hierbei musste das Wägelchen nun seine Geländetauglichkeit voll unter Beweis
stellen und ebenso Uwe und ich die Geschicklichkeit beim Überwinden
zahlreicher Weidenkreuze. Ein ums andere Mal hoben wir den Karren mitsamt
Yessi über die
Wegeshindernisse und kamen dabei ganz nett außer Puste.
Wenigstens war das Gefährt ganz
praktisch, denn wir konnten uns die
Mitnahme der Rucksäcke sparen, da alle notwendigen Sachen in den
Stauräumen ihren
Platz gefunden hatten.
Beim Abstieg durch
den Wald passierte es dann doch, das Wägele kippte über
einer Wurzel zur Seite und gab seinem ‚Inhalt’ den Weg in die darunter liegende
Bergwelt frei – Gott sei Dank saß Yessi in diesem Moment nicht im Wagen,
denn sie durfte das schattige Stück dieses Weges selbst laufen. So kletterte
Uwe dann eine gute halbe Stunde lang durch Büsche, Sträucher und über
Gesteinsbrocken, bis
die Utensilien alle wieder eingesammelt waren.
Der Wagen wurde im Allgäu fortan
für uns zum ständigen Begleiter
und hat so einiges
mit gemacht.
Einige
Jahre später zum Beispiel schoben wir wieder einmal den Wagen mit
Yessi darin bergwärts als plötzlich ein lauter Knall und ein zischendes
Pfeifen ertönte. Im ersten Moment dachten wir, es hätte jemand auf uns
geschossen und erschraken zutiefst. Kurz darauf fanden wir die wahre Ursache
für den Knall heraus. Ein Reifen von unserem Super-Wagen war geplatzt
und dessen Ventil
durch die Luft gepfiffen.
Nun standen wir da,
mit unserem defekten Gefährt und unserer hinkenden
kleinen Freundin. Unser Heimweg abwärts war dann dementsprechend abenteuerlich.
Ein Rädchen rollte, die andere Seite hob ich mit der Hundeleine vom Boden weg.
Yessi thronte darin
wie in einer Sänfte und grinste sich irgendwie einen weg.
Ein netter Fahrradhändler in
Pfronten half uns dann noch am Abend aus der
Patsche und konnte
den Reifen wieder flott bekommen.
Noch
heute beginnen wir zu schmunzeln, wenn wir an die Erinnerungen an den
ersten unserer
Kinderwagen zurückdenken.
Ihm folgten dann
weitere Modelle aus dem Gebrauchtwagenmarkt, denn dieser
hier ist immer noch ein fester Bestandteil unserer ‚Ausrüstung‘ an der ‚Datsche‘,
damit wir auch dort stets auf einen Hundewagen zurück greifen können,
sollte dieser wieder mal ‚nötig‘ sein. Nur für wen oder was wir die Wägen kaufen,
geben wir nunmehr erst nach dem Kaufgespräch preis. Darüber hinaus haben wir
nun mit umbaubaren Hundeanhängern fürs Fahrrad sehr gute Erfahrungen gemacht.
Für den Transport mit dem Auto sind die schnell zusammen klappbaren
und äußerst geländetauglichen mit drei Rädern und Bremsen ausgestatteten
Jogging-Kinderwägen
hingegen unschlagbar.
Ja -
und solange die Wirtsleute die Alm bewirteten und wir dort einkehrten,
wurden wir wie alte
Freunde begrüßt und die Wirtin rief, sobald sie uns erblickte:
„Na - Thomas kimm schnell ausi,
die Leit mit demm Hond em Waga san wieder do!“