Unser Honigbär Enyo

 

Zurzeit habe ich, die kleine LILLI,

 

echt `ne Plapperphase – muss Euch schon wieder was erzählen,

was uns neulich passiert ist! Geht auch gaanz schnell.

Bei uns auf einer Wiese, da stehen so 'Summsel-Brummsel-Kästen‘.

Was das ist? Na Holzkästen um die Summsel-Brummsels rumsurren.

Fraule sagt, das sind Bienen und die würden in den Kästen wohnen und arbeiten.

Und wir dürfen sie dabei nicht stören!

 

Was die arbeiten? Weiß nicht so genau – hat aber was mit süßem

bebbigem (klebrigen) Zeug zu tun - die Menschen nennen das Honig.

Kenne ich nicht - bekomme ich nie - aber die Kästen sind schon interessant.

 

Manchmal steht bei den Kästen ein Mann mit weißen Klamotten. Der sieht vielleicht

komisch aus! Na – der hat nicht nur weiße Klamotten an, sondern auch ein

weißes Zelt auf dem Kopf. Jetzt lacht doch nicht! Der hat wirklich so was wie

ein Zelt auf dem Kopf! Also das ist so eine Art Helm mit einem durchsichtigen

Vorhang, so ein Netz eben. Und für mich sieht das aus, wie ein Zelt. Menno.

Und dann dampft der Mann zudem immer vor sich hin. Ob der wohl jemanden

Rauchzeichen gibt? Bestimmt ist es unter dem Zelt so warm, dass deshalb

der Kopf von dem Mann zu qualmen beginnt.

 

Jedenfalls, die Kästen sind für uns tabu – und Fraule sagt, der weiße Mann

und die Bienen gehören zusammen und machen gemeinsam Honig.  Nun wisst Ihr ja

von den Geschichten um ‚Bäh‘, dass wir uns für Sachen, die eigentlich tabu sind,

immer gaaanz besonders interessieren. Ist eben so, denn erfahrungsgemäß

sind das Sachen, die für uns besonders begehrlich sind!

 

Und Enyo möchte immer unbedingt zu dem weißen Mann hin, wenn der bei

den Kästen steht und dampft und dampft. Fraule wird dann immer gaaanz streng

und wir müssen direkt neben ihr herlaufen, bis wir an den Kästen und dem Mann

vorbei sind. Und gestern war der weiße Mann gar nicht da und Fraule hat nicht recht aufgepasst. Schwupp – schon stand Enyo bei den Kästen und hat seine lange Nase da hingesteckt. Grad wie ein Braunbär!

 

Uih – das hätte er besser nicht gemacht. Fraule hat das Unglück gleich gesehen

und Enyo begann wie wild mit seinen Pfoten über seinem Kopf zu rudern.

Die Summel-Brummsels, die da um die Kästen schwirrten,

 

fanden den Besuch vom Enyo nämlich gar nicht toll und haben ihn gemeinschaftlich

wohl in die Flucht treiben wollen. Und da die offensichtlich nicht wie wir bellen können,

sind sie auf den Eindringling losgesurrt! Jetzt ist mir auch klar, warum der

weiße Mann ein Zelt auf dem Kopf hat – sonst würd’s dem bestimmt genau

wie Enyo ergehen! Ich wollte natürlich gleich hin und gucken, was da passiert

ist  - und ihm helfen. Durfte ich aber nicht. Fraule wollte das alleine machen.

Uns hat sie zur Seite geschickt. Sie hat den Enyo zu sich gezerrt und ganz

vorsichtig erst mal die Summsel-Brummsels aus seinem Gesicht gefummelt.

Die waren aber nicht nur im Gesicht. Im Fell vom Enyo am Hinterteil sind auch

noch ein paar von denen rumgekrabbelt und der Enyo hat voll unglücklich aus der Wäsche geschaut. Die Summsel-Brummsels haben den Enyo wohl mit irgendwas verwechselt,

die wollten gar nicht mehr raus aus seinem dicken Pelz. Da hat das Fraule ganz

schön Mühe damit gehabt, bis die Dinger und Enyo und sie selbst das unbeschadet überstanden hatten.

 

Wie wir wieder zuhause waren, hat sie doch glatt noch eine Biene in Enyos Fell

entdeckt und konnte Enyo gerade noch davon abhalten, die selbst mit der Gosche

aus dem Fell zu puhlen. Ich wusste gar nicht, dass die auch stechen können.

Hat sie aber nicht. Fraule hat natürlich Angst gehabt, dass mein Freund, der Enyo,

 

in seine lange Gosche gestochen wird. Das wäre wahrscheinlich gar nicht

witzig gewesen. Und – ehrlich gesagt, des Fraule hatte bestimmt auch keine Lust

auf so `nen Stich. Ich hab schon mal gesehen, wie das Fraule nach `nem

Wespenstich ausgeschaut hat –  so `ne Beule habt ihr nicht gleich zweimal gesehen!

 

Na - hoffentlich hat die Summsel-Brummsel wieder zurück zu ihrem Kasten gefunden –

und zu dem weißen Mann. Aber jetzt ist der Sommer ja sowieso aus – und die

Sommer-Summsel-Brummsels müssen sich verabschieden.

 

Habt Ihr denn gewusst, dass die nur so um die sechs Wochen alt werden? Menno,

ist doch gemein - oder? Aber jetzt im Herbst schlüpfen dafür wieder neue

Summsel-Brummsels, die werden viel älter. Ganze neun Monate kümmern die

sich in den Kästen um eine Königs-Summsel-Brummsel, damit die auch gut

durch den Winter kommt! Und die schuften und schuften und schuften,

damit im Frühling wieder neue Sommer-Brummsels schlüpfen können, die neuen Honig machen – und Wache schieben, damit so Honigbären wie Enyo nix von dem süßen Zeugs klauen können!

 

Ja - da hab ich Euch mal wieder `nen schönen Bären

 

aufgebunden – oder?

 

 Nein natürlich nicht! Ist alles echt genau so – Ihr wisst doch –

ich bin ein kleines Klugscheißerle!

 

 

 

Also bis bald wieder

 

Eure kleine LILLI!