Lischa

 

 

Lischa - Collie-Schäferhund-Mix (1994 - 1999)

 

 

 

Die Augen sind die Fenster der Seele.

Hildegard von Bingen

 

 

 

Die Erfahrung mit Lischa gehört zu der traurigsten und 'dunkelsten' Erinnerung, die es in unserem zurückliegenden Rudelleben gibt.

 Wir haben Lischa im Tierheim entdeckt, die wunderschön gezeichnete Mischlingshündin hatte uns sofort gefallen. 

 Lischa kam in einer Zeit zu uns, als wir mit Yessi und Anjuk in der Rettungshundestaffel aktiv waren.

Yessi erkrankte ja schwer, so dass sie nicht mehr eingesetzt werden konnte und ihr Herrli stand plötzlich ohne Rettungshund da.

 

Wir entschlossen uns, für ihn nach einem erwachsenen Hund zu suchen, der geeignet sein sollte, bald nach der Eingewöhung mit der Ausbidlung zum Rettungshund zu beginnen und glaubten, mit Lischa genau so einen Hund gefunden zu haben.

Sie wurde als sozial-verträgliche, vierjährige Colli-Schäfer-Mix Hündin beschrieben. Über ihre Vorgeschichte war nicht viel heraus zu bekommen. Nach mehreren harmonisch verlaufenden Gassitreffen rund ums Tierheim nahmen wir sie bei uns auf.

 

Doch der Traum 'vom Tierheimhund zum Rettungshund' - er endete mit einem Albtraum.

Nachdem sich Lischa eher teilnahmlos und völlig unproblematisch bei uns eingelebt hatte, begann sie wiederkehrend andere Menschen zu attackieren.

Sie entwickelte in der weiteren Zeit, in der wir sie nicht mehr von der Leine ließen, eine nicht einzuschätzende Aggression gegen Kinder und Passanten, die wir uns nicht erklären konnten.

Es passierte zum Glück - zunächst - nicht viel, aber sie versuchte immer wieder nach jemandem zu schnappen. Nicht immer, nicht täglich, aber eben in unregelmäßigen Abständen wiederkehrend.

 Mittlerweile glaubten wir, an ihrem Blick zu erkennen, dass sie wieder 'auf einen Anfall' zusteuerte. Ihre Augen wurden ganz komisch im Ausdruck, wie wenn sie in eine 'andere Welt' abtauche.

 Gingen die einen Tage völlig ohne Zischenfälle einher, so wurden am nächsten Tag unsere Hunde Anjuk und Yessi und letztlich dann auch wir Opfer ihrer Angriffe. Einmal ging sie unterwegs unvermittelt auf ihr Herrli los, indem sie mitten im Lauf umdrehte und auf Bauchhöhe zupackte. Nur die dicke Winterjacke verhinderte hier Schlimmeres.

Ein anders Mal erwischte sie tatsächlich eine andere Frau, die sich dann auch in ärztliche Behandlung begeben musste.

 

All unsere Erfahrung nutzte uns nichts und auch Tierärzte, befreundete Trainer und Ausbilder standen vor einem Rätsel und niemand konnte uns mit einem Rat oder einer Lösung helfen.

 Anfragen im Tierheim verliefen ergebnislos, wir hatten laut dortiger Auskunft einen völlig lieben und problemlosen Hund vermittelt bekommen.

Es gelang uns nicht, die Beißattacken gegen Menschen in unserer Umgebung, unsere Hunde und gegen uns abzuwenden. Yessi erlitt mehr als einmal schwere Prellungen - ausgerechnet an ihrem sowieso erkrankten Rückenbereich.

Anjuk und Yessi trauten sich zuletzt gar nicht mehr in ein Zimmer hinein, in dem sich Lischa aufhielt.

 Das Unerklärlichste daran war, dass es Tage, ja sogar Wochen gab, in denen rein gar nichts passierte, so dass uns noch heute all die Erlebnisse tatsächlich wie ein Albtraum erscheinen.

 

Letztlich griff uns Lischa in unserer Wohnung an, indem sie unvermittelt vor der Couch erschien und denjenigen, der darauf saß, in eindeutiger Absicht anging. - Hier ging es um Leben oderTod -

 Wir mussten die schlimmste und schwerste Entscheidung treffen, die man sich als 'Hundemensch' vorstellen kann.

Man soll hier nicht glauben, wir hätten es uns leicht gemacht. Viel leichter wäre es gewesen, sie einfach ins Tierheim zurück zu bringen. Aber was für eine Zukunft erwartet dann so ein Tier?

 Oder - noch schlimmer, würden unsere Schilderungen nicht richtig eingeschätzt und die Hündin wäre nochmals vermittelt worden.....   .

 

Nachdem wir uns 'unseres Lebens' in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher waren und alles darauf hindeutete, dass eine fehlgesteuerte Hirnfunktion, eventuell sogar epileptische Anfälle, das Verhalten von Lischa lenkten, ließen wir unseren Hund einschläfern.

 

Sie war ein halbes Jahr bei uns - und in ihren 'guten Tagen' ein Stauderswauzi geworden, weshalb wir uns an dieser Stelle entschlossen haben, trotz der Tragik der Geschehnisse und des Schwermuts, den diese Erinnerung auslöst, die Geschichte Lischas nicht zu verschweigen.

Wir wünschen niemanden, der mit Tieren zu tun hat, jemals eine solche Entscheidung für sich und eines

 seinerTiere treffen zu müssen!

  - Man kann auch daran zerbrechen! -

  

In der Folgezeit trafen  wir dann eine  'Gassigeherin' des Tierheims, die Lischa und uns  kannte und sich nach ihr erkundigte.

Als wir ihr mit gesenktem Blick und traurigen Gesichtern vom Schicksal der Hündin berichteten, erfuhren wir, dass es bereits im Tierheim immer wieder 'Vorfälle' gegeben hatte, bei denen Lischa Personen in ihrem Umfeld 'gezwickt' hatte.......

 

Erinnerungen: